
23. Juni 2025 – #soziallandretten
Steirische Organisationen rufen zum Solidaritätszug auf!
Nach dem Bekanntwerden massiver Einschnitte bei Fördermitteln für soziale Einrichtungen in der Steiermark laden zahlreiche Organisationen zu einem Solidaritätszug am Donnerstag, dem 26. Juni 2025, um 18:00 Uhr ein. Alle Menschen in der Steiermark sind eingeladen, gemeinsam für den Erhalt des starken steirischen Hilfsnetzes einzutreten.
Am Freitag, den 13. Juni, erhielten zahlreiche steirische Einrichtungen und Organisationen aus dem Sozialbereich Antworten auf ihre Subventionsansuchen. Diese enthielten massive Einschnitte bis hin zur kompletten Einstellung der Förderungen seitens des Landes Steiermark.
Weniger Hilfe, weniger Soziales bedeuten menschliche Tragödien.
Rund 40 Organisationen sollen betroffen sein – entweder durch den Wegfall der Valorisierung, die gestiegener Kosten abdecken sollte, durch Projektabsagen oder durch den gänzlichen Wegfall von Förderungen ab dem 1. Juli 2025. Letzteres bringt einige Einrichtungen in eine existenzbedrohende Lage. Vor allem aber treffen die gesetzten Maßnahmen jene Menschen, die auf deren Unterstützung angewiesen sind.
Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung haben sich betroffene Organisationen unter dem Hashtag #soziallandretten zusammengeschlossen, um für den Erhalt der steirischen Soziallandschaft zu kämpfen. Die Initiative ruft alle Menschen in der Steiermark zur Teilnahme am Solidaritätszug in der Grazer Innenstadt auf:
#soziallandretten Solidaritätszug

16. juni 2025 – Förderabsagen und Kürzungen
„Kahlschlag werden wir nicht hinnehmen“
Sozialorganisationen warnen vor Folgekosten – Mahnen Menschlichkeit ein
Eine Initiative steirischer Sozialorganisationen hat am Montag unter dem Hashtag #steiermarkretten mit harten Aussagen auf die am Freitag bekannt gewordenen Kürzungen im Sozialbereich reagiert. „Für uns ist heute ein schwarzer Tag“, fasste Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler für die beteiligten Organisationen zusammen: „Am Freitag haben viele Organisationen erfahren, dass ihr Projekt nicht mehr gefördert wird. Das bedeutet: Weniger Hilfe, weniger Soziales, weniger Integration und auf der anderen Seite menschliche Tragödien“, fasste Tödtling-Musenbichler zusammen. „Diesen Kahlschlag werden wir nicht hinnehmen“, so die Organisationen unisono.
Gemeinsam für Menschlichkeit einstehen
Gemeinsam mit Alexandra Köck vom Verein Zebra, Joe Niedermayer von den RosaLila PantherInnen, Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle, Robert Reithofer vom Verein ISOP sowie Manfred Rupp von der Aidshilfe betonte man, für viele Organisationen zu sprechen, die aus Zeitgründen noch nicht erreicht werden konnten: „Wir stehen für viele Organisationen, die tagtäglich für Menschen in Not da sind und nicht wissen, was sie ab 1. Juli tun können“, hieß es. „Was uns jetzt eint, ist der Schock über diesen Schritt. Wir werden gemeinsam für Menschlichkeit in der Steiermark einstehen.“
Arbeit gefährdet, die den sozialen Zusammenhalt stärkt
Die Organisationen nannten drei Ebenen ihrer Kritik: Der radikale Ansatz der Kürzungen und die Tragweite der Entscheidungen, die Form der Übermittlung zwei Wochen vor Inkrafttreten und die Sprache der politischen Entscheider. „Die Kürzungen betreffen viele Organisationen, die täglich beratende, unterstützende und präventive Arbeit leisten, die notwendig ist für den sozialen Zusammenhalt in der Steiermark“, fasste Tödtling-Musenbichler zusammen.
Professionelle Arbeit im Sinne der Gesellschaft
Die Sprecher*innen betonten, dass es Organisationen treffe, die seit Jahrzehnten im Auftrag der öffentlichen Hand professionell und effizient Aufgaben im Sinne der Gesellschaft übernehmen: „Es geht um Armutsbekämpfung und Integration, um Menschen in Notsituationen und Jugendliche, auch um Familien.“ Betroffen seien viele Projekte, die präventiv wirkten, etwa im Gewaltschutz. „Da werden wir mit hohen Folgekosten rechnen müssen“.
Ab 1. Juli Beratungen nicht mehr möglich
„Wir können ab 1. Juli keine Beratungen mehr leisten“, hielt Daniela Grabovac von der Antidiskriminierungsstelle fest, „wir können Menschen nicht zum Gericht begleiten und keine Hasspostings mehr melden“. Alexandra Köck vom Verein Zebra bezifferte: „Bei uns geht es um rund 3000 Menschen, die wir in Zukunft nicht mehr psychologisch betreuen und begleiten können. Dazu kommen etwa 20 Kommunen, die keine eigene Beratungsstelle haben“. Joe Niedermayer vom Verein RosaLila PantherInnen betont: „Für uns als kleinen Verein bedeuten 40.000 Euro weniger an Förderungen einen existenziellen Einschnitt“.
Hohe Folgekosten zu erwarten
Die eingesparte Summe stehe in keinem Verhältnis zu den negativen Folgen, die zu befürchten seien. „Die vom Land auf 2,5 Millionen Euro bezifferten Einsparungen werden das Budget nicht retten“, mutmaßt Tödtling-Musenbichler. „Aber wir reden über Summen, die für die einzelnen Träger existenziell sind. Wir fürchten, dass das erst der erste Schritt ist und der Sparkurs in diesem Sinne im kommenden Jahr weitergeführt werden.“
Gewaltprävention bis Sozialschule
Zu den nicht mehr weiter geförderten Projekten zählen unter anderem die präventiv gegen Gewalt wirkenden Projekte DIVAN und CariM der Caritas, sowie Projekte des Frauen- und Mädchenvereins Mafalda. Der Verein ISOP benannte Projekte für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die künftig nicht mehr möglich seien und in der wichtigen Betreuung dieser Gruppe ein großes Loch zurückließen. Darüber hinaus gebe es im Integrationsbereich für Armutsprävention keine Zukunft und für viele sozialen Bereiche keine Valorisierung, was de facto eine Kürzung von 9 Prozent bedeute. In der Caritas erhalte etwa auch die Schule für Sozialbetreuungsberufe keine Förderungen mehr, die vor über 75 Jahren vom Land eingesetzt wurde, um für dringende Berufe in der Behindertenhilfe, der Familienhilfe und Altenfachbetreuung auszubilden.
Landesregierung gefordert, Änderungen vorzunehmen
Auch die Form der Information sei unverständlich: Es sei über Jahrzehnte gute gelebte Praxis gewesen, sich über inhaltlich unterschiedliche Positionen hinweg in verschiedenen politischen Konstellationen zusammenzureden. Eine Entscheidung von solcher Tragweite ohne Vorwarnung und Möglichkeiten, andere Wege zu suchen, habe es noch nie gegeben. Man könne auch nicht akzeptieren, wie über Menschen gesprochen werde, hielten die Organisationen fest. Die Organisationen richten ihren Appell an die Politik: „Die gesamte Landesregierung muss Verantwortung übernehmen. Wir fordern die Verantwortlichen auf, noch einmal Änderungen vorzunehmen.“
Kontakt:
jetzt@steiermarkretten.at